Zwischen ‚gelber Gefahr‘ und ‚gelber Hoffnung‘. China in der deutschen Literatur der Zwischenkriegsjahre (1919−1937/39)

Bearbeiter Katrin Hudey

Befördert durch das Erstarken der bilateralen ökonomischen und politischen Beziehungen zwischen China und Deutschland, bilden sich um die Zeit der Jahrhundertwende Stränge einer komplexen deutsch-chinesischen Verflechtungsgeschichte (histoire croisée) aus, die sich in den Zwischenkriegsjahren intensiviert und auch in den Jahren nationalsozialistischer Herrschaft noch prosperiert. Das Projekt rekonstruiert die literarischen Facetten der deutsch-chinesischen Verflechtungsgeschichte, wie sie sich in den Jahren der Weimarer Republik und den frühen Jahren des ‚Dritten Reichs‘ entfaltete. Welche institutionellen Zentren, welche Publikationsorgane, Gruppen und Akteure übernehmen welche Rollen? Wie partizipiert die Literatur an der Ausbildung, Veränderung und Indienstnahme bestimmter China-Bilder im historisch-politischen Wandel? Wie bilden sich beispielsweise völkische, nationalistische und rassistische Ideologeme in der China-Literatur ab? Welche literarischen Formen bilden sich heraus und welche Funktionen übernehmen sie bei der Ausgestaltung dessen, was in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und insbesondere ab 1933 als „typisch chinesisch“ vorgestellt wird? In den Überblicksdarstellungen zum deutschen China-Diskurs wird die Zeit des Dritten Reichs oft in der Annahme ausgespart, dass es während des Nationalsozialismus keine nennenswerte literarische Beschäftigung mit China mehr gegeben habe. Doch diese Annahme hat sich schon bei den ersten Recherchen als falsch erwiesen: Das literarische, wissenschaftliche und politische Interesse an China scheint ab 1919 stetig zuzunehmen, auch über das Jahr 1933 hinaus.

Zum DFG-Projekt NS-Wissenschaft