Poetik als Wissensgebiet im Kontext der Ästhetik, 1800-1960

Bearbeitung: Sandra Richter

Poetik meint Text-, vor allem aber Literaturtheorie. Im Ausgang von der Ästhetik des mittleren und späten 18. Jahrhunderts findet sie unter den Bedingungen gesteigerter methodischer Komplexität statt. Hinzu kommt die Entstehung der Nationalphilologien, welche die Spezialisierung der Poetik noch befördern, ohne sie jedoch von den Debatten und Innovationen anderer Wissensbereiche abzuschirmen. Im Gegenteil: Poetik entwickelt sich im Austausch mit zahlreichen Gebieten (z.B. der Erfahrungsseelenlehre, der Völkerpsychologie und der Sprachtheorie) weiter. In der Folge umfaßt Poetik ein breites Spektrum von Texten: gelehrte Poetiken, wissenschaftliche Poetiken, poetologische Kapitel zahlreicher Ästhetiken, Schulpoetiken, mitunter auch Teilkapitel in Rhetoriken, Grammatiken und Stilistiken.

Dieses Korpus der Poetik erschließen Anja Hill-Zenk und Sandra Richter im Rahmen der DFG-Nachwuchsgruppe Poetologische Reflexion. Poetik und poetologische Lyrik im Kontext ästhetischer Theorie. Das Korpus wird bibliographisch, wissens- und wissenschaftsgeschichtlich in einer Monographie aufbereitet, die an Sandra Potts Buch „Poetiken“ (de Gruyter 2004) anschließt. Dabei geht es uns vornehmlich um deutsche und englische Poetiken. Anschlußprojekte wie ein europäisches Netzwerk zur Geschichte der Poetik sind geplant.

Vorarbeiten

Richter, Sandra: A History of Poetics. German Scholarly Poetics and Aesthetics in International Context, 1770-1960. With a Bibliography of Poetics by Anja Hill-Zenk, Jasmin Azazmah and Sandra Richter. Berlin/New York 2010; Auszug als FHEH-Preprint, PDF-Dokument.

Kontakt: Sandra Richter